Manche Menschen bekommen Magen-Darm-Probleme, wenn sie Brot, Pasta oder Pizza essen, obwohl sie weder an einer Zöliakie noch an einer Weizenallergie leiden. Trotzdem geht es ihnen besser, wenn sie Weizen und Getreide von ihrem Speiseplan streichen. Bei einer Unverträglichkeit auf Weizen sprechen Mediziner*innen und Diätolog*innen von einer sogenannten Weizensensitivität. Aber meistens ist nicht der Weizen Schuld am Verdauungsproblem!
Eine Spurensuche
Bei Durchfällen, Blähbauch oder Bauchschmerzen kann es viele Ursachen geben. Eine davon sind Unverträglichkeiten auf bestimmte Lebensmittel. Seit einiger Zeit haben Forscher das Gluten in Verdacht. Gluten ist ein Klebereiweiß, das „Brot zusammenhält“ und es sorgt dafür, dass der Teig elastisch wird. Aber eine tatsächliche Glutenunverträglichkeit, die als solche diagnostizierbar ist, betrifft nur relativ wenige Menschen und ist als Verursacher der Darmbeschwerden meistens vom Tisch.
In zahlreichen Untersuchungen stießen Wissenschafter aber auf andere Eiweiße, die sogenannten „Amylase-Trypsin-Inhibitoren“ (kurz: ATI). Eigentlich sind ATIs natürliche Bestandteile des Weizens und schützen ihn vor Schädlingen. Aber sie können auch entzündliche Prozesse im menschlichen Körper verstärken. Die Hypothese lautete also, dass der hohe ATI-Gehalt in Weizen für die Unverträglichkeit von Weizen verantwortlich sein könnte. Schon bald erwies sich das allerdings in weiteren Forschungen als falsch.
Neuester Verdacht – FODMAP als Übeltäter
FODMAP steht für verschiedene Zuckerarten (aus dem engl.: Fermentable Oligo-, Di-, Monosaccharides And Polyols; auf Deutsch: Vergärbare Mehrfach-, Zweifach-, Einfachzucker und mehrwertige Alkohole). FODMAPs kommen in Getreide vermehrt vor. Die Vermutung, zu viele FODMAPs lösen Verdauungsbeschwerden aus, wird in vielen Studien untermauert. Meistens handelt es sich um nicht genau definierbare Beschwerden des Verdauungsapparates, die als Reizdarmsyndrom erfasst werden. FODMAPs – wenn man zu viele davon verzehrt – werden nicht vollständig verdaut, gelangen in den Dickdarm, die Bakterien zersetzen sie und es kommt zur Gasbildung und den beschriebenen Beschwerden.
Weizenfrei – beschwerdefrei?
Nicht nur Brot oder Nudeln enthalten FODMAPs, auch andere Lebensmittel wie etwa Kartoffelchips, Fertiggerichte, Fruchtjoghurts, Saucen, Aufstriche, u.v.m. Viele dieser Produkte kommen ohne Weizenstärke nicht aus.
Wenn man Weizen und Weizenstärke stark einschränkt, lassen sich die Beschwerden häufig lindern oder komplett beseitigen. Das liegt aber nicht primär daran, dass man Weizen nicht verträgt, sondern an der Reduktion der FODMAPs.
Alexander Osl, Diätologe
Generell gilt wie so oft in der Ernährung: Die Dosis macht das Gift!
Die Lösung
Menschen mit Verdauungsproblemen wie Durchfall, Blähbauch und/oder Bauchkrämpfe leiden also nicht immer unter einer Unverträglichkeit auf EIN bestimmtes Lebensmittel oder EINEN Inhaltsstoff. Lässt sich keine genaue Diagnose erstellen, gibt es die Möglichkeit, für 2 Wochen komplett auf Weizen und Weizenstärke zu verzichten und zu beobachten, ob sich die Beschwerden verbessern. Aber Achtung: Bessern sich die Verdauungsprobleme, wäre eine Weizenallergie, Weizenunverträglichkeit oder Glutenunverträglichkeit nicht autmatisch die richtige Diagnose! Es bedeutet viel mehr, dass mit großer Wahrscheinlichkeit zuviele FODMAPs den Verdauungsapparat belastet haben. Tritt eine Verbesserung der Beschwerden ein, kann man mit kleinen Portionen Brot, Nudeln und FODMAP-haltigen Lebensmitteln ausprobieren, wie viel man davon verträgt.
Mehr über 5 häufige Unverträglichkeiten und deren Diagnosemöglichkeiten gibt´s in einem anderen Artikel von mir zu lesen.
Quelle: Monika Kovacsics (SWR), https://www.daserste.de, W wie Wissen