Darmtyp Schuld am Übergewicht?
Der menschliche Darm ist etwa 7 Meter lang. Aufgeklappt hat er etwa die Fläche eines Fußballfeldes und ist von Billionen von Bakterien besiedelt. Die bis zu 1.000 verschiedenen Arten der Darmflora helfen dem Körper, Essen in Energie zu verwandeln. Je effektiver die Darmbakterien dabei vorgehen, umso mehr Kalorien bezieht der Mensch aus seiner Nahrung – und desto eher hat er mit Übergewicht zu kämpfen.
Darmtyp 1, 2 oder 3
Forscher haben herausgefunden, dass sich Menschen anhand ihrer Darmflora in 3 verschiedene Gruppen – sogenannte Enterotypen – einteilen lassen. Es scheint sich dabei um ein genetisch bedingtes stabiles und individuelles Merkmal eines Menschen zu handeln – vergleichbar mit Blutgruppen. Die verschiedenen Enterotypen werden nach der entsprechenden Bakterienart benannt: Bacteroides-Darmtyp 1, Prevotella-Darmtyp 2 und der am häufigsten vertretene Ruminococcus-Darmtyp 3.
Futterverwerter
Die drei Gruppen unterscheiden sich vor allem darin, wie effektiv sie Energie aus der Nahrung gewinnen und welche Vitamine sie in welchen Mengen produzieren. Dabei gilt: Je effizienter die Darmflora die mit der Nahrung zugeführten Nährstoffe in Energie umwandelt, desto mehr davon steht dem Körper zur Verfügung. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Übergewicht entwickelt, ist also erhöht.
Noch im Unklaren, weitere Studien nötig
Die Forscher wissen noch nicht, wie die jeweilige Bakteriengemeinschaft im Darm entsteht, warum sich bei dem einen diese, bei anderen jene Bakterienpopulationen entwickeln. Allerdings erhöht wahrscheinlich eine bestimmte Kombination von Bakterienarten das Risiko für Übergewicht – vor allem jene, die Nahrung besonders gut verwerten. Die bisherigen Forschungsergebnisse sind viel versprechend. Viele Studien weisen darauf hin, dass die Darmflora nicht nur bei Übergewicht eine Rolle spielt, sondern auch auf die Entstehung von Krankheiten wie Diabetes, Asthma, Parkinson oder Multipler Sklerose Einfluss hat. Weitere Studien müssen jedoch die Zusammenhänge zwischen den vorliegenden Keimarten und der Nährstoffverwertung, des Übergewichts und anderer Krankheiten genauer belegen.
Quelle: http://www.springermedizin.at/artikel/24906-drei-enterotypen-wie-blutgruppen